Beitrag von Christian Hainsch
Bali kennt jeder. Die Insel der Götter, auf der sich so wunderbar Urlaub machen lässt. Dort genießt man den asiatischen Lebensstil auf der immergrünen Insel, genießt Sonne, Strände und die asiatischen Köstlichkeiten.
Die Menschen sind freundlich, haben immer ein Lächeln auf den Lippen, sind zuvorkommend und man fühlt sich wie im Paradies.
Einmal dort erfasst viele das Bali-Fieber und man kommt immer wieder auf das Eiland zurück.
Manch einer denkt darüber nach, sich dort zur Rente niederzulassen oder auch gleich ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Bei den Fahrten durch die Straßen bekommt man immer wieder Ideen wie man dort ein gutes Geschäft aufmachen könnte. Sei es das man etwas machen, möchte, was man von zuhause kennt und es dies auf Bali „wahrscheinlich“ nicht gibt oder man hat die Idee ein Geschäft aufzumachen, mit dem man die nicht unerhebliche Zahl von Ausländern bedienen kann.
Lokale Partner, die einen bei einer Geschäftseröffnung unterstützen bieten sich schneller an, als man ein Flugticket buchen kann und bei der Erörterung verschiedener Geschäftsideen wird man tatkräftig und wohlwollend unterstützt. Zumindest am Anfang erscheint nichts unmöglich und die Chancen scheinen größer als alle Risiken.
Nur eine von 34 interessanten Provinzen
Dabei vergisst man häufig, dass die wunderschöne Insel Bali nur eine von 34 Provinzen der Republik Indonesien ist. Sie wissen schon die 17.000 Inseln um Bali herum. Das Land Indonesien ist das viert-bevölkerungsreichste Land der Welt. Hier leben und arbeiten mehr als 240 Mio. Menschen, viel davon nur von ein paar Euro im Monat und so mancher kämpft täglich um eine Schüssel Reis.
Auch auf Bali gibt es diese Menschen nur sieht man diese oft erst auf den zweiten oder dritten Blick. Bali trägt mit dem Tourismus wesentlich zum BIP Indonesiens bei und wird deshalb gehegt und gepflegt. Man bietet dem zahlungskräftigen Touristen alles, was sich dieser von einem tropischen Paradies wünscht, ohne dabei auf heimische Bequemlichkeiten verzichten zu müssen. Die Armut und den täglichen Kampf bekommt der geneigte Tourist wenig zu Gesicht. Ebenso bekommt man auch nicht mit wie Geschäfte laufen und wie schwierig es ist in Indonesien Geschäfte zu machen.
Bali ist nicht typisch für Indonesien. Einerseits ist es eine auf Tourismus ausgerichtete Insel und zum Zweiten ein Eiland von Hindus in einem vom Islam geprägten Land. Indonesien ist nicht Bali und Bali steht schon gar nicht repräsentativ für Indonesien.
Jeder der auf Bali ernsthaft beginnen will Geschäfte zu machen merkt allerdings sehr schnell das er sich in Indonesien befindet. Die traurig berühmte indonesische Bürokratie ist allgegenwärtig. Aufenthaltserlaubnisse, Geschäftslizenzen und sonstige Regelungen schlagen auch hier mit voller Härte auf den geneigten Geschäftsmann ein. Korruption gibt es auch auf Bali und alle indonesischen Gesetze gelten auch hier. Zugegeben ist die allgemein mangelhafte Infrastruktur auf Bali nicht ganz so mangelhaft aber immer noch nicht so gut, wie man das für ein gutes Geschäft wünschen würde.
Das unbekannte Archipel
Ein weiteres Grundproblem ist, dass viele Bali kennen aber Indonesien als lukrativen Markt nicht wahrnehmen. Indonesien ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt.
Es zählt zu den G20 Ländern und rangiert gemeinsam mit Mexiko, Südkorea und der Türkei unter den sogenannten SMIT-Staaten, die als Anwärter für die Next G11 gelten.
Die indonesische Wirtschaft verzeichnet seit Jahren stabile Wachstumsraten und lag in den letzten 4 Jahren bei konstant über 6 % BIP Wachstum. Die indonesische Rupiah ist relativ stabil und das Land hat sich seit der Asienkrise Ende der neunziger Jahre sehr gut erholt.
Ein steigendes Konsumklima sowie der Reichtum an Rohstoffen hat zu dieser Stabilisierung ebenso Beitrag geleistet wie die demokratische Regierung des Landes und die kontinuierliche Bekämpfung der Korruption. Diese ist zwar noch lange nicht am Ende aber die Bekämpfung auf einem guten Weg.
Andere Länder investieren bereits Milliarden
Länder wie die Volksrepublik China, Japan, USA und Südkorea investieren Milliarden in Produktionsstätten, Infrastrukturprojekte und die Rohstoffindustrie in Indonesien und bereiten sich diesen Zukunftsmarkt.
So plant der koreanische Stahlkonzern Posco Projekte im Wert von 3 Milliarden US$ für das kommende Jahr.
Suzuki Motors wird 779 Millionen USD in den Bau eines neuen Motorenwerkes investieren und die Toyota Cooperation hat sich dazu bereiterklärt 337 Millionen USD, in die Ausweitung ihrer Produktionskapazitäten zu investieren. Auch die USA sind nicht untätig. Caterpillar Inc. plant eine Investition von 150 Millionen USD für den Bau einer neuen Fabrik zur Produktion von Minenlastern für Kunden in Indonesien und Asien. Viele dieser Unternehmen haben erkannt, dass Indonesien sich als Hub für Asien qualifiziert, da sich Produkte dort in guter Qualität produzieren lassen und dann, aufgrund der Freihandelsabkommen innerhalb der ASEAN-Staaten als auch mit China und Südkorea gut absetzen lassen.
Die Volksrepublik China hat Indonesien als Absatzmarkt für Maschinen, Elektroprodukte und Konsumgüter für sich entdeckt. Die Vielzahl chinesischer Produkte in Indonesien ist teils erschreckend. Ebenso die auf dem indonesischen Markt angebotene Qualität dieser Produkte.
Auch die indonesischen Geschäftsleute wissen um die teils mindere Qualität der chinesischen Produkte. Dies spiegelt sich besonders in der Anlagentechnik wieder. Zwar kann man z.B. Wasserkraftturbinen chinesischer Bauart günstig beziehen, allerdings liefern diese kaum die ausreichende Qualität und Langlebigkeit, die der Kunde gerne hätte.
Deutsche Qualität und Innovation sind gefragt
Viele lokale Unternehmen hätten hier gerne deutsche Markenware und sind auch bereit, in Anerkennung deutscher Qualität und Ingenieurskunst entsprechende Preise zu bezahlen.
Nur leider sind gerade die innovativen deutschen Mittelständler mit ihren Produkten in Indonesien wenig oder schlecht vertreten. Auch wenn man Vorort einen lokalen Verkaufsrepräsentanten hat, so ist noch lange nicht gewährleistet, dass dieser die deutschen Produkte auch adäquat anbietet.
Evtl. hat dieser Vermittler auch noch ähnliche Produkte anderer Unternehmen aus China, den USA oder Japan im Portfolio und verspricht sich beim Verkauf dieser Produkte bessere Geschäfte und Verbindungen.
Derzeit sind rund 250 deutsche Unternehmen in Indonesien vertreten. Dazu zählen zumeist die großen Namen der deutschen Industrie wie Siemens, Bayer, Mercedes Benz und Allianz. Im Vergleich zu China, wo sich ca. 5.000 deutsche Unternehmen betätigen ist das eine verschwinden geringe Zahl und dies ist, angesichts der hohen Wertschätzung deutscher Produkte spärlich.
Risiken vs. Chancen
Es ist durchaus richtig, bei Geschäften in Indonesien vorsichtig vorzugehen und einen Markteintritt dort nicht zu überstürzen. Aber eins muss klar sein: Wer nicht bald auf den fahrenden Zug aufspringt, bleibt zurück und andere machen das Rennen. Der Weg nach Indonesien ist zwar nicht gerade der Nächste aber dennoch sollten deutsche Unternehmen vermehrt die Fühler dorthin ausstrecken.
Man darf nicht vergessen, dass Südostasien ein Markt mit Zukunft ist und hier die Wachstumsraten in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Indonesien ist ein Abenteuer aber es ist für Geschäftsleute riskanter sich nicht auf diesem Markt zu engagieren als den Schritt dorthin zu wagen.
Die Unterstützung bei Geschäften in Indonesien ist vorhanden und bietet eine reiche Auswahl. Angefangen bei Auskünften über die einschlägigen Kammern über die Bereitwilligkeit der Botschaften und Konsulate bis hin zur professionellen Unternehmensberatung findet der interessierte Unternehmer eine breite Unterstützung für Vorhaben in Indonesien.
Abschließend bleibt nur der Tipp: Holen Sie sich Informationen über den Markt, überdenken Sie Ihre internationale Strategie, lassen Sie sich professionell beraten und wagen Sie den Schritt nach Indonesien, bevor die deutschen Unternehmen hinten anstehen müssen, um Geschäfte dort betreiben zu dürfen.